Von Bloggern und Mäusen - Auf der Rock-the-Blog Konferenz


Heute war ich beruflich auf der Rock-the-Block Konferenz im Rahmen der Cebit in Hannover. Das erste Mal das ich auf einer reinen Blogging-Konferenz war. Eben öfter mal was neues... Das Publikum war entsprechend anderes als auf den einschlägigen Entwicklerkonferenzen. Mehr Hipster, weniger Nerds. Mehr Fingerfood, weniger Burger. Auf drei Bühnen wurde zu Themen wie Professionalisierung von Bloggern, Corporate Blogs und "Influenca relations" referiert (<- Und ja, es stand wirklich "Influenca" im Programm).

Was mir als erstes aufgefallen ist: Erstaunlich wie gut man Mode-Blogger von Travel-Blogger schon rein äußerlich unterscheiden kann. Versucht das mal mit einem JavaScript- und einem PHP Entwickler...

Reisende soll man nicht aufhalten

Das es da aber noch weitere Untergruppen gibt war mir zunächst nicht bewußt. So ist z.B. der Bereich "Solo-Female-Travel-Blogger" eine eigenen und ernst zu nehmende Blogger-Kategorie. 2015-03-20 11.01.05Zumindest habe ich das dem Vortrag "Von der Kinderkrankenschwester zur Dauerreisenden - Wie ein Blog mein Leben verändert hat" von Carina Herrmann (pinkcompass.de) entnommen. Diese hat leichtfüßig aus "dem Nähkästchen" geplaudert und sicherlich den ein oder anderen motiviert sich auch einmal an einem Blog zu versuchen. Daneben gibt es aber auch "Vegan-Food-Travel-Blogger" oder "Alleinerziehende-Zwillings-Mutter-Blogger" (chaoshoch2.com). Das hat deutlich gezeigt: Wenn jemand mit Leidenschaft etwas zu einem Thema zu sagen hat, wird er/sie auch gehört. Auch und gerade wenn es ein alltägliches Thema ist. Und das haben wohl auch langsam die Unternehmen mitbekommen...

Blogger werden immer professioneller

Schließlich galten Blogger lange Zeit eher als freakige Nerds, oder selbstverliebte Pickelgesichter. Leute eben die zwar ihren Tagesablauf mit der Welt teilen, für die sich aber im Gegenzug niemand wirklich interessiert. Mittlerweile bezeichnet man sie gerne als "potentielle Markenbotschafter" oder "Influencer". Zunächste einmal ist diese Entwicklung positiv: Leute die eine eigene Meinung mit Leidenschaft in der Öffentlichkeit vertreten, können sogar mehr Einfluß haben als große DAX Unternehmen oder führende Werbeagenturen. Und dies nicht auf Grund von Budgets oder Lobbyisten, sondern auf Grund von öffentlich erarbeiteter Glaubwürdigkeit. Ein nicht zu verachtender Beitrag zur Demokratisierung im Netz. Und das ist nichts was man mit Geld kaufen kann. Was natürlich nicht bedeutet das Unternehmen es nicht gerne versuchen...

Kann man Glaubwürdigkeit kaufen?

Dies hat schön die Podiumsdisku(rs)sion zwischen Matthias Schrader (ja genau, der von Sinner & Schrader, @mattesmattes) und Sascha Pallenberg (alias @sascha_p von mobilegeeks.de) gezeigt. Stein des Anstoßes war das Mobilfunk- Portal "curved". Dieses ist eine "Initiative von E-Plus", sieht aber nach außenhin wie ein unabhängiges News- Portal aus. Matthias Schrader gab auch freimütig zu, dass die Conversion Rate von Content in den Keller geht, sobald ein Firmenlogo drauf prangt. Kurz gesagt: Wenn man ehrlich ist verdient man weniger Geld. Wann, wie  und wo die Grenze zwischen redaktionellem Inhalt und Werbung zu ziehen sind, wird sich wohl erst in Zukunft zeigen. Klar ist aber das mittlerweile Blogs und Blogger als vollwertiges Marketinginstrument angesehen werden. Mit allen Licht- und Schattenseiten die das mit sich bringt. Entsprechend hatte ich stark den Eindruck das Blogger gerne mal wie eine Ware behandelt werden. Da wird von "Influencer-Relation-Management-Tools" und über Reichweiten Signifikanz bestimmter Personen gesprochen. Alles wird schön säuberlich festgehalten, kategorisiert und dann wird versucht es zu instrumentalisieren. Kurz gesagt: Es wird versucht die Influencer zu "influencen" und ein Preisschild drauf zu kleben.

2015-03-20 14.22.07 Positiv stach bei diesen Diskussionen für mich Sven Wiesner (@svenwiesner) hervor. Dieser hat recht eindrücklich von seiner eigenen Karriere als Blogger berichtet und wie Firmen ihn gezielt beeinflußt haben und er sich auch gerne hat beeinflussen lassen. Bis es ihm zu viel wurde. Jetzt arbeitet er zwar "auf der anderen" Seite, plädiert aber für einen offnen Umgang auf Augenhöhe. Eben dafür das Blogger nicht als "Dienstleister" angesehen werden, sondern als Menschen die etwas zu einem bestimmten Thema zu sagen haben.

Fazit

Bunt und lustig war es. Viel gelernt und auch was zum nachdenken hab ich mir mitgebracht. Bisher habe ich mit diesem Blog hier kein Geld verdient. Die Frage unter welchen Umständen ich es tun würde (und unter welchen nicht) hab ich mir aber spätestens heute gestellt. Eine abschließende Antwort zu dem Thema habe ich noch nicht gefunden. Sie würde aber wohl mit einem "Ja, aber..." beginnen. Wie seht ihr das? Darf man? Darf man nicht? Wenn ja in welcher Form? Wenn nein, warum nicht?